Podiumsdiskussion zur Sicherung der Zukunft
Der digitalen Transformation der Wirtschaft, des privaten Lebens und der Gesellschaft sagt man eine revolutionierende Entwicklung voraus. Wie sehen die neuen Geschäftsmodelle im digitalen Zeitalter aus? Welche neuen Technologien machen sie in Zukunft möglich? Was für Auswirkungen hat dieses auf Unternehmen, Wirtschaft und Gesellschaft? Wie sollen wir als Unternehmen, Institution und Einzelperson mit dem digitalen Wandel umgehen?
All diese Fragen standen bei einer Podiumsdiskussion in Oberhaching auf der Agenda. Mit einem hochkarätigen Podium, besetzt mit dem ehemaligen stellvertretenden Bayerischen Ministerpräsidenten und Staatsminister Martin Zeil, dem Bayerischen Staatsminister a.D. Dr. Wolfgang Heubisch, dem FDP Bundestags-Spitzenkandidaten für Oberbayern Jimmy Schulz und dem Bayerischen Landtagsabgeordneten a.D. Tobias Thalhammer konnte der FDP-Ortsverband Oberhaching eine große Zahl interessierter Bürger auf die Vielfältigkeit der Thematik einstimmen.
Die Bayerische Staatsregierung hat die Digitalisierung bis heute verschlafen
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind in der Tat der deutschen Entwicklung Meilen voraus. Martin Zeil betonte sogar, dass z.B. die Bayerische Staatsregierung die Entwicklung der Digitalisierung bis heute „verpennt“ hat. Noch heute redet man von Laptop und Lederhose, was offenbar dazu geführt hat, dass das Landesamt für Digitalisierung und Breitband nicht sinnigerweise in das Wirtschaftsministerium integriert wurde sondern in der Verantwortung des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat liegt.
In den USA ist die Entwicklung ungleich viel dynamischer
In den Vereinigten Staaten erkennt man bereits eine zunehmende Verschmelzung der digitalen mit der analogen Welt. Axel Schmidt, Ortsvorsitzender der FDP Oberhaching und aufgrund langer beruflicher Tätigkeit in den USA sehr erfahren in den amerikanischen Gegebenheiten, zeigte dies an eindrucksvollen Beispielen auf: Das Unternehmen airbnb, 2008 im kalifornischen Silicon Valley gegründet, bietet weltweit die meisten Unterkünfte an und besitzt selbst nicht ein einziges Hotel. Facebook, die weltweit größte Kommunikations-Plattform, verdient sein Geld mit Informationen von und über Jedermann, produziert jedoch selbst überhaupt keine Inhalte. Oder Netflix, ein US-amerikanisches Unternehmen, das sich mit dem Verleih und der Produktion von Filmen und Serien beschäftigt, verlegt kein einziges Kabel um die Kundenhaushalte zu versorgen. Auch Amazon, bekannt geworden als weltweit größter online-Buchhändler, ist über die Literatur hinaus schon lange in anderen Märkten aktiv und übernahm zuletzt eine Lebensmittelkette, um Haushalte mit ihren täglichen Einkäufen zu versorgen.
Die Digitalisierung wurde bisher in Deutschland stiefmütterlich behandelt
Sowohl Martin Zeil als auch Dr. Wolfgang Heubisch verweisen auf die Anstrengungen, die die Freien Demokraten im Bayerischen Landtag bereits in der Zeit von 2008 bis 2013 unternommen haben, um dem Stellenwert der Digitalisierung gerecht zu werden. Doch in der Zwischenzeit ist das Thema eher wie ein Nischenthema behandelt und als Unterpunkt der Informationstechnologie eingeordnet worden.
Während in Deutschland noch generell das Thema Digitalisierung unter einem Mentalitätsproblem leidet, ist die Lust auf Zukunft in anderen Ländern schon längst aufgebrochen. Dabei gibt es in Deutschland einen guten Nährboden für eine Weiterentwicklung der modernen Technologien. „Mit den Fraunhofer Instituten oder der TU München besitzt das Land gute Voraussetzungen“, so Martin Zeil. Hemmend sind aber der nicht so ausgeprägte Unternehmermut und die schwierige Finanzierungslage für Start-up-Unternehmen in Deutschland.
Digitalisierung muss vermittelt und gelernt werden
Dr. Wolfgang Heubisch warnt davor, dass man aus der Tatsache, die Schulen pro Schülerplatz mit modernen Kommunikationsgeräten auszustatten, nun den Ausweg aus der Misere findet. Wenn in den Schulen nicht für eine ausreichende Qualifikation gesorgt wird, die Systeme auch zu pflegen und zu administrieren, wird die Enttäuschung landesweit groß sein. Es sei auch nicht damit getan das elektronische Arbeitsequipment zur Verfügung zu stellen. Nicht nur der Umgang mit der Technologie muss vermittelt werden, auch die Technologie selbst muss zum Lehrstoff werden. So wie man in der Schule lernt, wie eine Dampfmaschine funktioniert oder wie der Ottomotor arbeitet. „Wir benötigen pädagogisch didaktische Konzepte und dürfen nicht nur auf die Gymnasien schielen“, so Heubisch. „Die Digitalisierung muss ebenso in der beruflichen Ausbildung seinen Platz finden. Die FDP will der jungen Generation die besten Chancen für die Zukunft geben“.
Den Kenntnisgraben bei der Digitalisierung zuschütten
„Das Internet, eine der wichtigsten Voraussetzungen in dem ganzen Themenkomplex der Digitalisierung, ist eine gute Sache“, so Jimmy Schulz, der netzpolitische Experte der FDP in Bayern. Man müsse keine Angst davor haben. Schulz macht jedoch deutlich, dass es in der Gegenüberstellung Kinder zu Eltern, Schüler zu Lehrern und Studierende zu Professoren oftmals zu erheblichen Kenntnisunterschieden kommt. Dieses gilt es schnellstmöglich auszugleichen. Schulz sieht hier eine Herausforderung für die Freien Demokraten. „Die FDP ist die Partei der digitalen Aufklärung“.
Neben der Aufklärung hinsichtlich der Technologie muss ebenso die Aufklärung zu den Veränderungen in der Arbeitswelt und auf dem Arbeitsmarkt erfolgen und Bürgerinnen und Bürger müssen sensibilisiert werden den Informationsgehalt von über das Internet verbreiteten Nachrichten zu bewerten.
Das A und O der Durchgängigkeit von Digitalisierung in Deutschland sind jedoch die zur Verfügung stehenden Netze. So fordert Jimmy Schulz, dass neben Wasser, Strom und Abwasser das Breitband ebenso als absolut verpflichtende öffentliche Aufgabe dazu gehören muss.